Spirituelle Zwillingsblechbüchsenfront

Spiritual Front - Twin a Tin Tin Towers und 9/11
Ein dermaßen geschichtsträchtiges und medial in die kollektive Erinnerung eingeprägtes Ereignis wie 9/11 führt naturgemäß auch zu persönlichen wie gesellschaftlichen Vereinnahmungsprozessen, und so ist es kein Wunder, dass beide Seiten, sowohl die Vertreter der offiziellen als auch die der alternativen Geschichtsschreibung, die Version der jeweils anderen als Blasphemie und Verhöhnung der Opfer interpretieren.

Die Paranoia-Chroniken sagen: Wenn schon Blasphemie, dann bitte in Form von Simone Salvatoris dekadent-delikater Truppe Spritual Front und derer nihilistischen Lounge-Repetition "Twin a Tin Tin Towers". Eine künstlerische Drittposition, wenn man so will.

Chemvogt und Kacheltrail

Jörg Kachelmann und Michael Vogt, Chemtrails
Aufregung unter den Chemtrails-Aktivisten: Nicht nur, dass Jörg Kachelmann eine meteorologische Polemik gegen ihr Verschwörungsszenario auf seinen YouTube-Kanal gestellt hat, fühlte er sich auch bemüßigt, mit einem Video nachzulegen, in dem er sage und schreibe achtzig Prozent von ihnen als Nazis bezeichnet.
Das ist natürlich ungeheuerlich bis billigst polemisch und entbehrt nicht einer gewissen Komik, wenn man sich nachfolgendes Gespräch zu Gemüte führt. Darin unterstreichen nämlich der notorische Michael Vogt und Brigitta Zuber ihren Verdacht, chemtrailgläubige Journalisten würden mit falschen Vergewaltigungsvorwürfen kaltgestellt, mit dem Beispiel Kachelmanns.



Ob Kachelmann von diesem Gespräch weiß, sei dahingestellt. Meteorologe zu sein, mag schon Antriebskraft genug sein, um sich mit dem Thema Chemtrails auseinanderzusetzen. In seiner ersten Erörterung gibt er sich jedenfalls vordergründig sachlich und moderat. Teilweise muss man ihm sogar recht geben, in etwa was die Vereinnahmung einzelner Wettermoderationsausschnitte anbelangt. Auf der anderen Seite wendet er beispielsweise den Trick aller Chemtrails-Verneiner an, wenn er ein recht harmlos wirkendes Himmelsszenario als klassisches Chemtrail-Beweisfoto anpreist.



Wie auch immer, Kachelmanns Debunking hat ihm offenbar "viele Morddrohungen" beschert, "das Volksgericht wird dich richten", ließ man ihn gar wissen. Aber den heldenhaften Wetterfrosch wundert das nicht, denn er weiß ja, dass Chemtrails die Erfindung einer Horde kreidefressender Nazis sind, die so ein paar wenige Esoteriker und Umweltaffine an ihre Seite zu bekommen hoffen.
Eine lächerliche Überspitzung, sicher. Doch zeigt gerade das Beispiel des Michael Vogt, dass sich tatsächlich Aktivisten aus dem äußeren rechten politischen Spektrum verstärkt verschwörungstheoretischer Themen annehmen. Dafür gibt es freilich viele Gründe, doch dazu ein andermal mehr ...

9/11-Sammelrezension: Klöckner, Wisnewski, Bröckers

9/11,Christian C. Walther, Gerhard Wisnewski, Marcus B. Klöckner, Mathias Bröckers
Wenn Historiker später einmal den Beginn des neuen Millenniums anhand eines markanten Ereignisses nachzeichnen werden, so wird ihre Wahl wohl mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auf das Datum des 11. Septembers 2001 fallen. Nicht nur, dass die Terrorattacken auf das New Yorker World Trade Center in geo- und sicherheitspolitischen Belangen zur Rechtfertigungsgrundlage für kriegerische Schachzüge und die Beschneidung der individuellen Freiheit des westlichen Staatsbürgers wurden. Der Einsturz der Zwillingstürme kennzeichnet auch den beginnenden Einsturz der, durch die Möglichkeiten des Internets ohnehin schon in Unruhe geratenen, herrschenden medialen Ordnung. Was, in einem Akt des Vertrauensverlusts und einer Art bürgerlicher Informationsrevolte gegen die Geschichtsschreibung der etablierten Institutionen, nicht zuletzt auch zu einer Proliferation verschwörungstheoretischer Theorienbildungen geführt hat.
9/11: Brandbeschleuniger bei der Verbreitung des Misstrauens gegen "die da oben", der globalen Verbreitung US-spezifischen Verschwörungsdenkens, des Informationskrieges.

Rechtzeitig zum zehnten Jahrestag von 9/11 erreicht uns eine Fülle an Dokumentationen und Buchveröffentlichungen. Vorliegende Sammelrezension behandelt drei Bücher, die, zusammen gelesen, einen sehr guten Überblick über die Hauptargumente der sogenannten 9/11-Skeptiker und den medialen Umgang damit bieten.

Marcus B. Klöckner hat mit "9/11 - Der Kampf um die Wahrheit" ein Stück Medienanalyse vorgelegt, das die markantesten Unterschiede zwischen etablierter und nichtetablierter Wahrheitsaneignung herausarbeitet. Dabei stößt er auf eine offensichtliche Schieflage, nicht nur in der Darstellung der Ereignisse, sondern auch in der Behandlung jener, die der offiziellen Version widersprechen.
Klöckner vermag mithilfe der Methode der Sequenzanalyse aufzuzeigen, mit welch semantisch untergriffigen und journalistisch unseriösen Methoden so manch ein 9/11-Skeptiker schon mundtot gemacht wurde. In einem ZEIT-Artikel werden die 9/11-Skeptiker sprachlich und argumentativ psychiatrisiert. Ein Spiegel-Redakteur konstruiert mit dem Ausdruck "die September-Lüge" und Begriffen wie "Unbelehrbare" Analogien zur Auschwitz-Lüge und zu Antisemitismus. Und dann ist da noch der legendäre, als Interview getarnte, Kampfeinsatz Sandra Maischbergers gegen Andreas von Bülow; gekennzeichnet durch einen aggressiven und unterbrechenden Fragestil, unterschwellige Beleidigungen und Unterstellungen, sowie die fast schon unvermeidliche Antisemitismus-Keule.
Diese drei untersuchten Beispiele deutet Klöckner nicht unbedingt nur als US-getreue Hofberichterstattung, sondern auch als Teil eines Kampfes um das journalistische Deutungsmonopol, das in Sachen 9/11 im deutschen Sprachraum im Jahr 2003 mit der Veröffentlichung einiger grundlegender Bücher ordentlich zu Bröckeln begonnen hatte.
Mit beteiligt daran auch die Autoren der anderen beiden hier behandelten Bücher. Klöckner stellt sie und andere vor, von Einzelprotagonisten wie Alex Jones oder Daniele Ganser bis zu Gruppen wie den "Architects & Engineers for 9/11 Truth" oder "We Are Change"; wobei der Autor bewusst auf eine allzu ausführliche Präsentation oder gar Bewertung der Richtigkeit der Argumente verzichtet.
Trotzdem das Buch den Eindruck einer gewissen Subjektivität, die sicherlich mit oben erwähnter Schieflage und der georteten Unterdrückung der Argumente der 9/11-Skeptiker zu erklären ist, vermittelt, übt Klöckner auch Kritik. Geht etwa auf das hermetisch abgeschlossene Weltbild der Truther-Bewegung ein, lässt nicht unerwähnt, dass deren Videoaufklärungsmaterial manipulativ arbeitet, woraus Klöckner aber keinen Vorwurf macht, denn im Gegensatz zu manch einem genauso manipulativen Beitrag der offiziellen Fernsehsender, stehen diese ja auch zu ihrer Subjektivität und verbergen ihre Agenda nicht hinter einer vermeintlichen journalistischen Objektivität. Dennoch stellt Klöckner berechtigterweise fest, dass solch simplifizierende Darstellungen einer kompletten, womöglich noch in ein historisch interpretiertes Korsett gezwängten, Verschwörung mitunter der eigenen Sache eher schaden als nutzen. Vor allem die naive und vorurteilsbelastete Vorstellung der Truther, es gäbe eine mehr oder minder totale Konspiration durch Journalisten und Medien, lässt wenig bis gar keinen Spielraum für einen konstruktiven Dialog. Allzu leicht können so unbequeme Wahrheiten unter Verschwörungsquarantäne gestellt werden. Klöckner widmet sich diesbezüglich auch in einem eigenen Kapitel dem zentralen Thema der Instrumentalisierung des Kampfbegriffs Verschwörungstheorie.

Mit diesen Kampfbegriff kaltgestellt, zumindest was seine Arbeit für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk anbelangt, wurde auch Gerhard Wisnewski. Gemeinsam mit Willy Brunner hatte dieser bekanntlich für den WDR "Aktenzeichen 11.9. ungelöst" produziert, eine der ersten kritischen Dokumentationen für einen großen Fernsehsender überhaupt. Was folgte, war eine Kampagne durch den Spiegel, die in einer Art Verstoß Wisnewskis aus dem offiziösen Journalistenverband endete.
Die Ergebnisse seiner 9/11-Recherchen wurden von Wisnewski als "Operation 9/11" in Buchform veröffentlicht, nun ist eine überarbeitete und aktualisierte Neuauflage erschienen.
Das Buch bietet eine gut zusammengetragene Vielzahl an Fakten und Überlegungen. Immer wieder tut Wisnewski, was andere, sogenannte etablierte, Autoren nicht tun: Er recherchiert. Vergleicht in etwa Flugzeugtypen, setzt sich mit Crashtests und Ausstattung (Stichwort: Bordtelefon) auseinander. Auf der anderen Seite ist Wisnewski jemand, der aus seinem investigativen Selbstverständnis heraus ( de facto ist er ein investigativer Journalist der klassischen Schule, wie man ihn bei den Großen des Mediengeschäfts heutzutage kaum noch findet) sehr schnell Zusammenhänge herstellt und mit Schlussfolgerungen zur Hand ist, auch wenn er diese oft nur in eine Fragestellung verpackt. Durch das Buch zieht sich, was man aus der restlichen journalistischen Arbeit des Autors kennt: Die gute Recherche und der Blick für die wichtigen Fragen werden durch den zu schnellen Glauben an eine Verschwörung entwertet. Womit er womöglich seinen Kritikern selbst die Waffen in die Hand legt.

Diesbezüglich alles richtig macht Mathias Bröckers, möchte man fast meinen. Gemeinsam mit Christian C. Walther hat auch er seine bisherigen Publikationen und Rechercheergebnisse neu überarbeitet und zusammengetragen. Für "11.9. - Zehn Jahre danach: Der Einsturz eines Lügengebäudes" haben sich die beiden dabei auch durch den Abschlussbericht der 9/11-Commission durchgearbeitet und sind dabei auf unzählige Schwächen und Widersprüchlichkeiten gestoßen. In 38 Kapiteln wird der Leser mit den diesbezüglich ungelösten Fragen und oft eklatant widersinnigen Fakten konfrontiert.
Die große Stärke des Buchs liegt darin, dass es weitestgehend auf Schuldzuweisungen verzichtet. Nur ab und an scheint durch die eine oder andere stark ironisierende Formulierung dann doch eine durchzublitzen, allerdings nie als konkretes Verschwörungsszenario, sondern höchstens als der Unglaube an die Unschuld einiger 9/11-Protagonisten.
Bröckers und Walthers klagen nicht an. Vielmehr fordern sie eine Neuuntersuchung, um die wahren Verantwortlichen endlich anklagen zu können; liefern mit ihrem Buch gar eine Art konkreten Leitfaden dafür. Sie machen klar, dass die bisherigen offiziellen Ermittlungsergebnisse nur auf einem Bruchteil der erforderlichen kriminalistischen Arbeit fußen und in einem halbwegs funktionierenden Rechtsstaat keine Verurteilung von wem auch immer rechtfertigen würden.
Gehörte, aber nicht berücksichtigte Zeugen, nepotistisch tendenziöse Gutachten, ein Untersuchungsleiter, dessen akademisches Gebiet das Festschreiben von Weltbildern in der öffentlichen Meinung ist - es hat den Anschein, als diene der Commission Report der Mythenbildung, nicht der Aufklärung. Die Autoren haken hier ein, füllen die Lücken der "offiziellen Verschwörungstheorie" mit spannenden, oft haarsträubenden Details, die selbst vorinformierte Leser oft noch in blankes Erstaunen versetzen mögen.
Den Leser erwartet ein realpolitischer Krimi, der die harten Fronten zwischen den Skeptikern auf beiden Seiten aufzubrechen in der Lage ist. Verfolgt man die mediale Rezeption des Buchs, so scheint dies auch zuzutreffen: Kein anderer 9/11-Autor durfte in den etablierten Medien sooft, und vor allem als Experte und ohne zynische Demontageversuche, Kritik an der offiziellen Darstellung von 9/11 üben, wie Bröckers.

Marcus B. Klöckner, 9/11 - Der Kampf um die Wahrheit; Heise/ Telepolis, 2011, ISBN
978-3-936931-71-6

Gerhard Wisnewski, Operation 9/11 - Der Wahrheit auf der Spur; Knaur, 2011, ISBN
978-3-426-78436-5

Mathias Bröckers und Christian C. Walther, 11.9. - Zehn Jahre danach: Der Einsturz eines Lügengebäudes; Westend, 2011, ISBN 978-3-938060-48-3

Mega: Megavollidioten und Megavollfreimaurer

Freimaurer und die Zerstörung Berlins
Na also, war ja nicht schwer zu erraten: die supermegarituelle Sprengung des Berliner Olympiastadions fand nicht statt.
Was für viele natürlich noch lange nicht der Beweis für die Abwegigkeit der aufgestellten Theorie ist. Nebenbei scheint das Megaritual zu einer Art Spaltpilz in der Szene der investigativen Paranoiker zu sein. Die Paranoia-Chroniken sind in diesem Zusammenhang auf einen neuen YouTube-Superstar gestossen:
The Ecco1347
hat den ultimativen Durchblick.



Als gestandener Pyramidengestik-Experte hat man natürlich mir nix dir nix die schamlosen Infokrieger durchschaut und als disinformatives Freimaurerkomplott entlarvt. Freimaurer! Überall!



Gilt jetzt nur noch zu beweisen, dass The Ecco 1347 auch nur Teil des Verwirrung stiftenden Freimaurerweltherrschaftsplans ist ...




Kulturberger. Bilderzeit.

3Sat, Kulturzeit und Bilderberger
"Die jährliche Bilderberg-Konferenz ruft Kritik hervor, da sie manchen in ihrer Intransparenz als demokratiegefährdend gilt", in der Einleitung und abschließend "... was genau besprochen wurde, wird die Welt nie erfahren, die Konsequenzen aber wird sie womöglich zu spüren bekommen." - viel treffender kann der eigentliche Kern der Kritik am Bilderberger-Treffen nicht formuliert werden. Da bedarf es keiner Weltverschwörungsphantasien.



Stellt sich nur die Frage, ob "demokratiegefährdend" nicht etwas naiv gedacht ist; scheint doch der seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs durchlaufene Demokratisierungsprozess von Beginn an im Schatten informeller Vorabsprachen, wie jener der Bilderberger, zu stehen. Ich für meinen Teil würde die These aufstellen, dass in den letzten Jahrzehnten eine Art Mythos bedingungsloser Demokratie geschaffen wurde, der, bedingt durch das Handeln der Verantwortlichen selbst und die rasant steigende Verbreitung diesbezüglicher Informationen durch das Internet, allmählich wieder zu bröckeln beginnt. Das heißt natürlich noch lange nicht, dass wir, wie infokriegs-affine Paranoiker annehmen, in einer vorgegaukelten Scheindemokratie mit sinistren Hinterplänen leben, aber zumindest von halb- respektive teildemokratischen Verhältnissen zu sprechen, scheint angebracht.

Morgen wird Berlin zerstört

Megaritual, Berlin
So, bevor die superminimale Restwahrscheinlichkeit doch eintreten und morgen tatsächlich mitten in Berlin eine Atombombe hochgehen sollte, widme auch ich mich hiermit der wohl zurzeit prickelndsten Verschwörungstheorie:
Am 26.6.2011 wird es beim Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen zu einem neuen 9/11 in Form eines Atombombenanschlags kommen.

Den Beginn nimmt vorliegendes Verschwörungsszenario offenbar mit einem Video, das die rückwirkend aufgestellte Theorie, wonach bei 9/11 die esoterische Logik eines sogenannten Mega-Rituals das Drehbuch geschrieben hätte und dies auch in diversen Hollywoodproduktionen im Vorfeld thematisiert worden wäre, auf ein zukünftiges Ereignis anwendet.



Dann beginnt ein spannendes Lehrstück selbstreferentieller Theorienbildung. So konstruiert in etwa ein sichtlich durch die infokriegerische Weltdeutung beeinflusster Anwalt ein detailliertes Anschlagsszenario, das in einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung an das Verwaltungsgericht Berlin gegen Andrea Merkel und den Berliner Innensenator Ehrhart Körting mündet. Daraufhin wird der Jurist von den Vertetern der Anschlagstheorie als zusätzliche Quelle zitiert, bis schließlich auch der KOPP-Verlag verlautbart, dass "sogar Juristen auf die Situation aufmerksam geworden" sind. Man muss allerdings dazu sagen, dass der erwähnte Anwalt und sein Konstrukt innerhalb der Truther und ähnlicher Bewegungen sehr wohl auch kritsch hinterfragt werden. Trotzdem ist die Katze aus dem Sack und das Netz voll mit selbstgebastelten Videos und Spekulationen.

Spannend wie immer, weil eine fesselnde Mischung aus fundiertem Wissen, Nichtsogutwissen und obskurer Spekulation, die Beiträge des Herrn Conrebbi.




Link
Ich wage ja zu sagen, dass morgen, außer dass vielleicht die eine oder andere Brust aus dem Trikot rutscht, rein gar nichts passieren wird. Jeder, der dies nach dem 26.6. liest, kann nun entweder über mein Ungläubigkeit lachen oder der Meinung sein, dass man so einen Blödsinn so oder so nicht glauben kann.
Aber: was, wenn die schurkische NWO-Elite wirklich solch einen Plan hatte und nur durch die mutige Aufdeckung und Berichterstattung im Netz davon abgehalten wurde? Werden wir dies jemals erfahren? Gespannt warte ich schon auf Videos von Whistleblowern, die uns genau das beweisen wollen ...

Young Manson

Neil Young und Charles Manson
Dieses mal führt uns der popmusikalische Streifzug der Paranoia-Chroniken in die verschrobenen Seelenlandschaften des Herrn Neil Young.

Der Einstieg fällt anhand seines letzten Albums "Le Noise" leicht, denn in "Hitchhiker" begibt sich Young, wie auch schon früher, aber dennoch etwas expliziter, auf eine autobiographische Fährte, die man getrost als paranoide Beziehungs-, Karriere- und Drogenodyssee bezeichnen kann. Es ist vielleicht interessant zu wissen, dass der Song schon lange als Bootleg kursierte und in einer abgeänderten Form, was auch zu hören und in den Lyrics zu erkennen ist, als "Like An Inca" veröffentlicht wurde. Wie auch immer, der Rückblendcharakter samt Erwähnung von Freund, Feind und Familie ist im aktuellen Aufnahmeprozess entstanden, und rundet Youngs äußerst unrundes Selbstbildnis ab.
Then came paranoia and it ran away with me ...



Hier übrigens das stilvoll schwarzweiß dahinflackernde Originalvideo, das ich aufgrund abstruser Kopierrechtvorstellungen nicht einbetten darf; danke Plattenfirmenmenschen, dass ich keine unbezahlte Werbung für euer Produkt machen darf.

Neil Young war sich im Laufe seiner Karriere immer wieder selbst im Weg gestanden, hatte Anwandlungen, das, was er sich aufgebaut hatte, wieder zerstören zu müssen. So war er bekanntlich auch einer der ersten, der der ihn groß machenden Hippieromantik davonlief, weil er sich in der vermeintlichen Wohlfühlatmosphäre so ganz und gar nicht wohlfühlte. Eine wohl erste Ahnung von den verborgenen Abgründen der Blumenkinder bekam er durch seine Begegnung mit Charles Manson.

Nachdem Buffalo Springfield mit den Beach Boys getourt hatten, schloss Neil Young Freundschaft mit Strandbruder Dennis Wilson. Dieser hatte Charles Manson, der damals noch als "The Wizard" trällernd durch Hippieland zog, zu seinem Protegé gemacht und wollte ihm zu einem Durchbruch als Musiker verhelfen.
Über Wilson lernte Neil Young Manson kennen und war umgehend von diesem eingenommen und fasziniert: "Er war großartig. Einfach kaum zu glauben. Er war wirklich sehr, sehr gut. Unheimlich." Young wollte Mo Ostin, den Chef von Warner Brothers, überzeugen, dass Manson unbedingt einen Plattenvertrag brauchte, erkannte aber auch sehr bald dessen destruktives und abschreckendes Wesen: "Ich meine, wenn er eine Band gehabt hätte, wie Dylan sie auf "Subterranean Homesick Blues" hatte, dann ...! Aber er hat diese Band nie zusammenbekommen, denn es gab da etwas an ihm, das fast jeden davon abhielt, sich allzu lange in seiner Gesellschaft aufzuhalten. Er war einfach zu heftig. Ich dachte immer: Was wird er bloß als Nächstes tun? Ich gehe dem Typen wohl besser aus dem Weg, bevor er explodiert."

Young sollte später die abstrusen Führeranwandlungen Mansons im wunderbaren "Revolution Blues" spöttisch zum Thema machen, wobei ihn David Crosby eindringlich warnte: "Don't sing about that. It's not funny." Wie schön, dass er es doch tat.
We got twenty five rifles just to keep the population down ...



Falls die netten Plattenfirmenmenschen, eh schon wissen, hier ...

Und last but not least wird dem 1990 auf Ragged Glory erschienenen "Mansion on the Hill" ebenfalls nachgesagt, ironische Mansonverweise zu beinhalten.

Einbetten auf Anfrage deaktiviert ... Warnerbrosbrüdermenschen, ja, ja, immer noch wissen ... einfach klicken, bitte ...
His words were kind but his eyes were wild ...

Die Dörflers, 14. Top-Illuminaten-Blutlinie

Julian Assange, Gerhard Dörfler, Illuminaten
Es besteht ja eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass das Weltgeschehen seit je her von einigen wenigen Klans gesteuert wird.
Eine beliebte Verschwörungstheorie geht diesbezüglich von 13 Top-Illuminaten-Blutlinien aus. Namentlich wären diese: Die Rockefellers, Rothschilds (Bauers), Bruces, Cavendishs (Kennedys), De Medici, Hanovers, Habsburger, Krupps, Plantagenets, Romanovs, Sinclairs/St.Clairs, Warburgs (del Bancos) und Windsors (Saxe-Coburg-Gothas). Um zu dokumentieren, wie diese Klans sich immer wieder an der Macht halten, wird gerne darauf hingewiesen, dass die meisten US-Präsidenten untereinander verwandt seien; die angegebenen Zahlen variieren hier um die 50 bis 60 Prozent. Wie auch immer, Bill Clinton ist um ein paar Ecken ein Rockefeller und sollte eigentlich William Jefferson Blythe IV heißen - und der Bush-Clan soll mit den Windsors verwandt sein.
Aber halt, was ist mit Österreich, dem geheimen Nabel der Welt?
Nun, ich möchte nicht zuviel verraten, aber offensichtlich dürfte das störrische Bundesland Kärnten international eine herausragende Rolle spielen. Exemplarisch sei der berühmt-berüchtigte Dörfler-Klan erwähnt. Nicht zuletzt durch seinen rassisch tabubrechenden, nicht einmal "Negermamas" ausgrenzenden Humor und die, sofern gewisse rituell-illuminatische Zahlenvorraussetzungen erfüllt sind, Verliebtheit in zweisprachige Ortstafeln beweist Gerhard Dörfler, der zurzeit wichtigste Vertreter dieser Familie, dass weltumspannendes Denken und globale NWO-Verstrickung die Agenda seines erweiterten Familienverbands sind.
Und so braucht es nicht wundern, dass klandestine Abkömmlinge des Klans konspirativ in das Weltgeschehen eingreifen. Entlarvt werden können einige durch ihre unverleugenbare Ähnlichkeit.
Zum Beweis: Gerhard Dörfler und sein heimlicher Verwandter (um den genauen Verwandschaftsgrad kursieren unterschiedliche Gerüchte) Julian Assange.

Skinny 23

The Residents und die 23
Ein kleiner, phonetisch-assoziativer Nachtrag zu B.F. Skinner in Form der RESIDENTS, die sich nur schwer dem erweiterten Themenkreis der Paranoia entziehen können. Denn: Was soll man von einer Band halten, die ihre Identitäten jahrzehntelang hinter kopfgroßen Glotzaugen (das Symbol paranoider Angstzustände schlechthin) verbirgt und die noch dazu ab dem Zeitpunkt des Ablebens von John Lennon (der Mörder Lennons, Mark David Chapman, ist ja angeblich eines der klassischen Mind Control-Opfer schlechthin) eines dieser Augen durch einen Totenkopf (diabolisches Symbol der Freimaurerilluminatenksullandbonesweißgottwasnoch-Verschwörung schlechthin) ersetzt? Und kann es denn ein Zufall sein, dass fünfzehn Jahre nach einem Konzert der Residents in den Wiener Sofiensälen, das an einem Tag stattfand, dessen Summe die 23 (böseste und illuminatischste Zahl schlechthin) ergibt, ebenjene bei einem Brand schwer devastiert und bis heute nicht wieder instand gesetzt worden sind?

Hello Skinny!

Jenseits von Freiheit und Fromm

Behaviorismus und Menschenversuch
Eines der besten, wenn nicht das Paradebeispiel für die immer wieder ambivalente Rolle der Psychologie in Bezug auf das zu untersuchende Objekt Mensch bietet zweifelsohne die Schule des Behaviorismus - es ist nicht zuletzt der Diskurs genau dieser Wissenschaftsdisziplin, der eines der Fundamente verschwörungstheoretischer Erwartungshaltungen in der Moderne bildet. Erwartungshaltungen, wonach der Mensch als souveräner Herr seiner Handlungen umgangen und durch an seiner Bewusstseinsschwelle vorbeiagierende Stimuli beeinflusst werden kann.

Zum epistemischen Grundverständnis einer solch gearteten Psychologie schreibt Marcus Krause in "Menschenversuche - Eine Anthologie 1750-2000", es unterliege dem "Phantasma der Kontrolle", dessen Wurzeln er im französischen Materialismus des 18.Jahrhunderts verortet. Konkret geht es um die Vorstellung, dass der Mensch samt psychischem Innenleben als maschinengleicher Mechanismus verstanden werden kann und somit hauptsächlich bis gänzlich physikalischen Einflüssen unterliegt. Womit sich geradezu die Idee aufdrängt, statt erzieherischer Massnahmen an ebenjenen physikalischen Hebeln anzusetzen.

Als einen nächsten Schritt sieht Krause den Mesmerismus des Wiener Arztes Franz Anton Mesmer, einer auf der klassischen Mechanik Newtons aufbauenden, prä-psychoanalytischen und schamanistischen Beeinflussung der Patienten mittels eines durch Mesmer postulierten "Fluidums". Für Krause bereits eine in die Gräuel moderner Menschenversuche, wie später als MK-Ultra und ähnlich gelagerte Mind-Control-Versuche (in Ermangelung eines geeigneten Begriffs verwendet der Autor diesen für mit psychologischen Methoden verbundene Menschenversuche) praktiziert, deutende Versuchsanordnung. Manipulation und Selbstinszenierung stellen sich vor Therapie und Erkenntnisgewinn.



Neue Quantitäten und Qualitäten werden mit Luigi Galvanis Froschschenkel-Experiment respektive mit Entdeckung der Einsetzbarkeit von Elektrizität erreicht. Nicht mehr mittels eines magisch-auratischen Heilers, sondern mittels wissenschaftlicher Apparaturen wird das Objekt Mensch manipuliert. Guillaume Benjamin Amand Duchenne jagt Strom bis in die letzten Muskeln, vorrangig in jene des Gesichts, und schafft einen fotografischen Katalog der unwillentlichen Ansteuerbarkeit menschlicher Gefühle.
Nebenbei bleibt das Konzept des Magnetismus Mesmer'scher Ausprägung aufrecht, naturwissenschaftliches Erkenntnis vermengt sich mit Grenzwissenschaftlichem, Jean-Martin Charcot entdeckt als eine Art Synthese dieser beiden Wissenszugänge die Hypnose.
Zur gleichen Zeit erforscht die Wissenschaft jede Menge unsichtbare und Effekte habende Strahlen (in etwa Radiowellen oder Röntgenstrahlung) - für Krause eine entscheidende Epoche im Hinblick auf die Herausbildung einer paranoiden Grundeinstellung, wonach der Mensch durch mechanische-manipulative bis suggestive Techniken zu jeder nur denkbaren Handlung gebracht werden könne.

Und neben durch die aufkeimende Kinokultur geisternden Hypnoseschurken nimmt auch die Angst der Gesellschaft zu, die durch die zunehmende und alles verändernde technische und soziale Beschleunigung entfachte Bedrohung der persönlichen Identität könnte auf das Konto einer massenhypnotisch agierenden, kriminell-konspirativen Wissenschaftlerzunft gehen.
Diese Ängste waren in Anbetracht des Gebarens der Wissenschaft (vor allem der Psychiatrie) und der mangelnden Trennung zwischen Therapie und Experiment nicht zwangsläufig irrationaler Natur. Der Mensch war unbekannten Kräften ausgeliefert, nicht zuletzt auch in der genauso wenig zwischen Therapie und Experiment trennenden Psychoanalyse Sigmund Freuds, die noch dazu die Komponente des Ausgeliefertseins an das eigene Unterbewusstsein schmerzhaft offenlegte.

Womit wir beim endlich beim Behaviorismus angekommen wären, jener von John B. Watson gegründeten Wissenschaftsdisziplin, die wohl am radikalsten die Autonomie und Souveränität der persönlichen Entscheidungsfreiheit in Frage stellt. Unter Ausschluss des psychischen Innenlebens, für Watson war Introspektion wissenschaftlich nicht objektivierbar, sieht sie den Menschen als mehr oder weniger primitive Reiz-Reaktionsmaschine, in Anlehnung an Pawlows Klassischer Konditionierung als mechanistisch-determinierten Befehlsempfänger. "Vorhersage und Kontrolle des Verhaltens", so lautete Watsons proklamiertes Ziel.

Der wohl bekanntetse und berüchtigste Vertreter der behavioristischen Schule war Burrhus Frederic Skinner, Begründer des Radikalen Behaviorismus. Er erweiterte das Reiz-Reaktions-Schema der Klassischen Kinditionierung um das Element der Konsequenz, und etabliert so die Operante Konditionierung, in der modernen Psychologie als instrumentelles Lernen geläufig. In Verbindung mit einer möglichst hohen Regelmäßigkeit erfährt das Verhalten durch positive respektive negative Verstärkung, Betsrafung oder Löschung entweder Aufbau oder Abbau - oder anders ausgedrückt: die Wahrscheinlichkiet eines bestimmten Verhaltens wird erhöht oder verringert. Zu Erforschung seiner Hypothese baute Skinner die berühmt-berüchtigte Skinnerbox, berüchtigt, weil bis heute die Mär umgeht, er hätte für seine Tochter Debbie eine eigene Skinnerbox gezimmert.
Skinner war auch Visonär einer streng verhaltenstheoretisch modifizierten Gesellschaft, wie er die Welt durch seinen Romans Futurum II wissen ließ. Einer durch "Behavioural Engineering" geglätteten Gesellschaft, in der die Freiheit des Menschen als durch positive Verhaltenskonsequenzen herbeigeführte Konditionierung verstanden wird. Wie bei so vielen, wenn nicht allen Gesellschaftsutopien stellt sich die Frage, wie sie denn den eigenen Freiheitsbegriff mit einer grundsätzlichen individuellen Freiheit vereinen kann, nämlich gar nicht - was Skinner in seinem zweiten Buch mit dem bezeichnenden Titel Jenseits von Freiheit und Würde auch deutlich klarstellt. Der Gedanke an einen protofaschistisch bis totalitär agierenden Staat liegt natürlich nahe.

Eine amüsant zum Grübeln anregende Geschichte weiß Manfred Spitzer, unser aller liebster Hirnforscher und Harald Lesch der Neurowissenschaften (oder sollte man lieber sagen, dass Lesch der Spitzer der Astrophysik ist?), in dem Sammelband Nervensachen zu erzählen.
Während seiner Jahre in Harvard hatte dieser sein Büro schräg gegenüber von Skinners Räumlichkeiten, und musste erkennen, dass der "vermeintlich gefühlskalte Beziehungstechniker, der Meister der Dressur von Tier und (vor allem) Mensch, der Frankenstein der Psychologen" in Wirklichkeit überaus warmherzig und freundlich und bar der ihm zugesagten negativen Charaktereigenschaften war. Weswegen Spitzer auch eine ihm von Skinner persönlich erzählte Begebenheit nicht anzweifelt: Während eines Meetings in Washington, bei dem auch Skinner anwesend war, soll Erich Fromm, was er scheinbar des öfteren tat, die Zusammenkunft als Bühne für Exkurse über seine Aversion gegen den Behaviorismus missbraucht haben. Skinner hingegen hatte, da in solchen Diskussionen so oder so jeder auf seinem verfestigten Standpunkt zu beharren pflegte, ein öffentliches Dagegenhalten aufgegeben. Zumindest aber der neben ihm sitzende General sollte eines Besseren belehrt werden. Skinner schob ihm einen Zettel zu, auf welchem stand: "Ich werde Erich jetzt operant konditionieren." Fromm hatte die Angewohnheit, während seiner Schimpftiraden mit der geballten Faust auf den Tisch zu hauen, und der ihn bis dahin ignorierende Skinner begann nun, Fromm nach jedem Faustschlag ein Lächeln zu schenken. Bald schon soll Fromms Hand dermaßen häufig auf dem Tisch gelandet sein, dass der entnervte Sitznachbar Skinner einen Antwortzettel zukommen ließ: "Können Sie das auch wieder rückgängig machen?".