Haiti und HAARP und kein Ende ...

Arcade Fire, HAARP, Haiti, Hans Christoph Buch, Hillary Clinton, Hugo Chavez, Wetterkriegsführung
Es war ja wohl nur eine Frage der Zeit, bis das verheerende Erdbeben in Haiti in den diesbezüglich virulenten Weiten des Internets, zugegebenermaßen eine unmittelbar einsetzende paranoide Phantasie auch meinerseits, mit HAARP in Verbindung gebracht würde. Als Mittel US-amerikanischer NWO- und Ressourcenakquisitionspolitik, was sonst.

Interessant, dass niemand geringerer als Mr. Hugo "Ich fresse die USA" Chávez in einer, mittlerweile aus dem Netz entfernten, Pressemitteilung verkündete, die USA hätten Haiti mit einer "Erdbeben-Waffe" angegriffen, und dies sei eigentlich nur der "Testlauf für den Iran" gewesen.
Dieser Artikel wiederum berichtet von entsprechenden Beobachtungen durch die russische Nordmeerflotte.
Hier wird auf die Bodenschätze des Landes verwiesen , und da fügt sich die Äußerung der US-Außenministerin Clinton - "Wir sind hier, um Euch zu helfen ... Wir sind heute hier, wir werden morgen hier sein und in der Zeit, die vor uns liegt." - natürlich in ein gewisses Bild. Wobei, wenn die gute Hillary gesagt hätte, man wäre nur kurz vorbeigekommen um ein klein wenig mitzuhelfen und würde sich dann sogleich wieder, quasi unverrichteter Dinge, davonschleichen - sie hätte auch so Verschwörungstheorien ausgelöst, da kann ein(e) amerikanische(r) Außerminister(in) wahrscheinlich sagen, was er (sie) will.
De facto gibt es aber Ungereimtheiten im Auftreten der amerikanischen (Hilfs-)Truppen, wie die Organisation Ärzte ohne Grenzen verwundert feststellen musste. Ob da jetzt eine gezielt mit Geheimwaffen geplante neokoloniale Invasion, ein Ausnutzen der Katastrophe (wie von Naomi Klein auch für vergangene Ereignisse postuliert) oder einfach nur das Unvermögen einer militärisch orientierten Weltmacht adäquate humanitäre Hilfe zu leisten dahinter steckt, möge jeder für sich selbst entscheiden.

Hier ein recht lieblos zusammengestückeltes Paranoiafilmchen zum Thema.




Obiges Video zeigt Teile einer spannenden History Channel-Doku zum Thema Wetterkriegsführung, bitteschön.






An dieser Stelle muss gesagt werden, dass das Nachdenken über solch absurde und, wenn sie denn stimmen sollten, mehr als menschenverachtende Politszenarien grundsätzlich erlaubt sein muss, man aber immer im Hinterkopf behalten sollte, dass die Gefahr, damit genauso menschenverachtenden Zynismus zu verbreiten, groß ist. Vorsicht und Sensibilität ist angebracht. DAS ist sicherlich auch keine schlechte Idee.

Ein weiteres Video soll uns ein bisschen ins Boot der greifbaren Realität zurückholen: "Haiti", eines der schönsten Lieder der fabulösen Arcade Fire wurde von einem YouTube-User dankenswerter Weise mit großartigen Impressionen des Landes und vor allem seiner Menschen untermalt. Der Anblick dieser Bilder lässt einen schaudern und paradoxerweise, in Wirklichkeit wohl aber in der Wechselwirkung, mehr Mitgefühl für die Opfer aufkommen, als die ewige Penetration mit katastrophenlüsternen und spendenheischenden Bildern dies vermag, wie ich finde.


Zum Schluss noch ein Hinweis auf Hans Christoph Buch, einem profunden Kenner des Landes. Zur aktuellen Lage gibt es ein Interview mit dem Tagesspiegel und einen Essay bei Welt Online.
Zeit auch, wieder einmal zu seinen älteren Werken, die sich immer wieder auch Haiti widmeten, zurückzukehren. In "Tropische Früchte" findet sich das Kapitel "Haiti und keine Ende", welch prophetische Ansage, leider. Buch beschreibt darin seine Erlebnisse während des zögerlichen Demokratisierungsprozesses, der von "Baby Doc" Jean-Claude Duvalier halbherzig in Gang gesetzt wurde. Die zwischen1985 und 1991 angesammelten anekdotischen Schilderung zeigen recht deutlich und plastisch, mit welchen menschlichen und politischen Brutalitäten und Verstrickungen die Menschen zu kämpfen hatten. Immer noch, nebst einer unbarmherzigen Natur, zu kämpfen haben.
Ein kleiner Auszug muss erlaubt sein:
"Nach dem Frühstück - schwarzer haitianischer Kaffee, Toast mit Guavengelee - bin ich mit Yves und Pascal verabredet, zwei französischen Fotografen, die am Vortag aus Paris eingetroffen sind. Wir fahren zur Ausfallstraße nach Léogane, wo ein schwelender Aschehaufen mitten auf der Fahrbahn ein Verkehrshindernis bildet, vor dem sich hupende Autos, Lastwagen und buntbemalte Gemeinschaftstaxis stauen. Am Straßenrand eine Traube von Schaulustigen, die sich Taschentücher vor die Nase halten. Der Gegenstand ihrer Neugier war bis vor wenigen Stunden ein Mensch, von dem nur zwei nackte Füße übriggeblieben sind, der Rest ist zu einer schwärzlichen Masse verschmort, von der sich nur der Brustkorb mit den gewölbten Rippen abhebt. Aus dem verkohlten Armstumpf ragt ein gelber Gelenkknochen. Ich wage nicht genauer hinzusehen. Ein süßlicher Gestank nach verbranntem Fleisch und Gummi liegt in der Luft, der auch ohne den dazugehörigen Anblick Übelkeit bereitet. Yves macht Fotos. Er ist blaß im Gesicht, kalter Schweiß steht ihm auf der Stirn, als er zum Auto zurückkehrt. Sein erster Tag in Haiti.
Wir fahren weiter nach Turgeaud, wo wir ein von der Volkswut demoliertes Autowrack besichtigen, das von den Bewohnern der benachbarten Slums buchstäblich gesteinigt worden ist. Vom Fahrer des Wagens, bis auf Blutspritzer an der Autotür, keine Spur. Es soll sich um einen Tonton Macoute gehandelt haben, der, als sein Auto an einer Barrikade gestoppt wurde, einen Revolver zog und zu fliehen versuchte; daraufhin hat ihn die aufgebrachte Menge gelyncht. Vielleicht war es auch der Wachmann einer Privatfirma, der nach dem Nachtdienst nach Hause fuhr und wegen seines Revolvers für einen Tonton Macoute gehalten wurde: die Opfer des Terrors wie der Gegengewalt sind zumeist Unbeteiligte. Ein jugendlicher hebt einen Gegenstand vom Boden auf, der wie ein Stück Teerpappe aussieht und sich erst bei genauerem Hinsehen als Fleischfetzen von einer menschlichen Hand entpuppt. Bilder aus einem Horrorkabinett, die plötzlich etwas Selbstverständliches bekommen."
Bilder aus dem Horrorkabinett sicherlich auch dieser Tage - und fast wie eine Beschreibung noch zu kommender Ereignisse mutet die Beschreibungen einer Plünderung eines CARE-Lebensmittellagers an , bei der fünf Menschen von herabstürzenden Lebensmitteln erschlagen wurden oder im Mehlstaub erstickten. Buch schließt diese Deskription lapidar: "Jetzt weiß ich, was eine Hungerrevolte ist."
Lesen!

Klimatische Ereignishorizonte

Klimadiskussion, Klimareligion, Kulturzeit, Norbert Bolz
"Unser Gott ist nicht mehr Gott Vater, sondern Mutter Erde. Und wir sind ihr untertan. So steht es in der Bibel der Klima-Religion, dem Kyoto-Protokoll. Ihr erstes Gebot lautet: Es soll nicht zwei Grad wärmer werden! Seitdem sind alle biblischen Plagen Umweltplagen. Der Mensch hat die Erde geschunden, nun übt sie schreckliche Rache - so sagt es die Gemeinschaft der Gläubigen, die Jünger der Umweltkonferenz. Von allen Klimagipfeln der Welt rufen sie uns zu: 'Kehrt um und bereuet, den eure Sünde ist der CO2-Ausstoss, und Sünde sind auch Industrie und Technik, Teufelszeug! Und ihr, die ihr in solchen Ländern lebt, seid alle Sünder! Euer Leben ist nur Faulheit und Genuss!' Doch es gibt einen Ausweg: den Ablasshandel mit CO2-Zertifikaten."

Diese markige Aussage entstammt nicht irgendeinem, subtil christliche Bekehrungsbotschaften verkündenden, Alex Jones-Film, sondern einem Beitrag der Kulturzeit, einem der letzten wirklich guten Fernsehformate.
Dass das Thema Klimareligion es in den kulturellen Feuilleton schafft, verdanken wir wiederum dem Soziologen und Medientheoretiker Norbert Bolz, der nicht erst seit dem Verkünden des "Endes der Gutenberggalaxis" und dem damit verbundenen, Marshall McLuhan folgendem Verwerfen eines bis dahin üblichen larmoyanten Neue Medien-Kulturpessimismus, immer wieder durch dissidente, wenn auch nicht immer hundertprozentig schlüssige, so zumindest doch immer schön streitbare, Thesen zur Gegenwartsgesellschaft aufhorchen lässt.

"Selten waren wir in den letzten Jahrzehnten weiter entfernt von Liberalität und einer Art Massenaufklärung als heute, ganz im Gegenteil, wir sind heute wieder in die Hände von Propheten geraten."
Dem sei hinzuzufügen, dass, einem rezenten kultur- und geschichtsphilosophischen Verständnis zufolge, gerade der von Bolz postulierte Prozess der "Massenaufklärung" längst hinterfragt und als Messianismus in neuem, atheistischem, Gewand beschrieben wurde. Darin liegt die eigentliche Illusion: das vermeintlich "aufgeklärte" Abendland war nie wirklich frei von teleologischen, soll heißen: auf ein Ziel gerichteten, Geschichtsvorstellungen, einzig allein im Bereich der Zielsetzungen kam es zu kontinuierlichen bis exponentiellen Horizonterweiterungen, bis hin zum rasenden Stillstand eines offenen Ereignishorizonts. Und genau dieser wird nun wieder umgedeutet. Der, nie wirklich verschwundene, apokalyptische Charakter abendländischen Denkens feiert eine ungeahnte Renaissance, und gängelt als Umweltreligion gekleidet die verängstigten Bürger einer zusammenwachsenden Welt zu Disziplin und Gehorsam. Kein Wunder, dass, wie im Beitrag angedeutet, die kirchlichen Oberhäupter dieser Welt da vor Neid erblassen und auf den Zug aufzuspringen versuchen.
Ob da jetzt Illuminaten, Freimaurer, Bilderberger, ein sich selbst entfesselnder Zeitgeist oder einfach nur pragmatisch orientierte Politeliten dahinter stehen, ist meiner Meinung nach, wenn man die Mechanismen dieses Denkens durchschaut, relativ gleich.

Hier also der Beitrag:

Die diskursive Klimafalle

Horts-Joachim Lüdecke, Klimadiskussion
Eine seltsame Diskussion, die uns da der MDR am 11.1.2010 anlässlich einiger verhaltener Schneeböen und ein wenig eingeschneitem Blech bot: Hat man anfangs noch das Gefühl, dem gemeinhin als "Klimaskeptiker zweiter Stufe" klassifizierten Horst-Joachim Lüdecke würde zugunsten der anderen IPCC-konformen Diskussionsteilnehmer das Wort abgeschnitten, gelingt es ihm doch im Laufe der Sendung seine Thesen über den marginalen Einfluss des Menschen auf das Klima glaubhaft einzubringen. Bis er schließlich knapp vor Schluss mit seinem Bekenntnis zur Kernkraft und recht antiquierten Vorstellungen der Anwendbarkeit alternativer Energien ins argumentative Hintertreffen gerät.







Wetter macht eben paranoid: nicht nur, dass man in einer permanenten Angst vor unliebsamen Wetterumschwüngen ständig seine menschliche Prothesenhaftigkeit in die Kompensationshandlung gore-technischer Adaptationen kleiden muss, wird man neuerdings in einem, vordergründig ökologisch wirkenden, aber viel mehr poltischen Diskurs zerrieben. Auf der einen Seite die berechtigte Angst vor korrupt-globalistischen gore-technokratoiden Geschäfts- und Steuerkonzepten, auf der anderen der bedrohliche Schatten der Atom-Lobby, während die wirklich Betroffenen kaum zu Wort kommen und zu Recht fürchten, ihre Chancen auf Wachstum und Unabhängigkeit könnten von der einen oder anderen Industrienation mit Scheinargumenten künstlich klein gehalten werden.

Dass Fernsehdiskussionen nie zufriedenstellend jene polemischen Fragen
(die ewige Koppelung imaginierter apokalyptischer Umweltszenarien an Wetterereignisse, die man bis vor nicht allzu langer Zeit lässig dahingenommen hatte, nervt tatsächlich), die sie sich selbst gestellt haben , beantworten, sondern womöglich bloß an der habitualen Cerebraloberfläche verhalten massieren können und/oder wollen, ist so und so klar, trotzdem lieber so eine Diskussion als gar keine, auch wenn sie alle ständig einander vorbei reden. Und sich mit den Lüdecke'schen Argumenten, trotz einer gewissen, atompolitischen, Fradwürdigkeit, auseinanderzusetzen, ist sicher auch kein Fehler.


The Art of Being Paranoid

Max Headroom, The Art of Noise, Trevor Horn, Walter Benjamin
Kaum ein musikalisches Projekt der Jetztzeit kann und würde wohl unbedingten oder zumindest teilweisen Eklektizismus von der Hand weisen, und es tut insofern gut, hin und wieder auch in jene zeitlichen Regionen zu schauen, in denen diese Entwicklung, die technologischen Prämissen ihrer eigenen Zeit ergreifend und zukünftige Entwicklung skizzierend, in den Bereich der Mainstream-Popkultur einzog, in vorliegendem Fall in Gestalt des Produzenten Trevor Horn und seiner kunstaffinen Samplingtruppe The Art of Noise. Nachdem zu jener Zeit die Übungssysteme noch nicht übermäßig elaboriert waren und man sich in dem labyrinthischen System post-hochdrei-moderner Beliebigkeit nur allzuleicht verirren konnte, ließ Horn durch sein Kunstprojekt stets einen roten Faden, in diesem Fall: sinnstiftender, Paranoia durchlaufen.

"The Art of Noise is paranoid. The Art of Noise is weird." - Ein wunderbares Motto, fürwahr. Dass solch eine Ansage in einen Song namens "Something Always Happens" eingewoben wird, scheint programmatisch, gleich einem Überschuss an Neurotransmittern, einem Übermaß an Wahrnehmung und Möglichkeiten, ganz im Sinne einer Defragmentierung des Ich-Standpunkts und Übertragung des Benjamin'schen Postulats der grundsätzlichen Reproduzierbarkeit jeglichen Kunstwerks in den Bereich auch des kleinstdarstellbaren digitalen Kurvenereignisses.
Warum der werte YouTube-Einsteller den Song mit einer Präsentation der "Skycity Auclkand" (sic!) verknüpft, darf, einer paranoiden Grundhaltung grundsätzlich nicht Einhalt gebietend, als höheres Mysterium bewertet werden.





Kein Mausklick, der nicht schon wieder irgendwen oder irgendetwas kopiert oder entstehen hätte lassen. In diesem Fall den wunderbaren, fast schon wieder lieblich antiquierten, Max Headroom, der erst durch seine Verstrickung in einem elektronischen Geflecht aus Verfolgungs- und Beziehungswahn so richtig sympathisch wird.



Ach ja, Herr Peter Gunn gehört zu einer jener Berufsgruppen, denen eine gesund ausbalancierte paranoide Prädisposition, zumindest in der Welt der TV-Serien, zum Vorteil gereichen mag. Die andere Gruppe, nämlich die der investigativen Journalisten, wurde ja bekanntlich in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren weitgehend aus der simulakren TV-Welt heraus und in die Arme der Verschwörungsindustrie gejagt, so munkelt man zumindest.